Neue Presse - Hannover
Max Vax, aufgehender Stern der Jazzszene. Die NP sprach mit dem jungen Könner, dessen Musik jeder Hannoveraner kennt - aus dem Telefonhörer.

Leute solls geben, die rufen im Rathaus an und hoffen, keine Verbindung zu bekommen. Denn die Warteschleifenmusik erfrischt das Herz des Jazzfans, so herrlich swingen die paar Takte des Pianisten Max Vax. Stadtimagepfleger Mike Gehrke, der dazu "Willkommen bei der Stadt Hannover" sagt, legt auf NP-Anfrage ein Bekenntnis ab: "Max Vax ist mein Superstar!" Gehrke, der auch den Jazz-Club leitet, fördert den russischen Musiker, wo er kann: "Ich freue mich, dass so ein Könner in Hannover Musik macht. Er war schon in Russland ein Wunderkind." Nun sitzt Max Vax, gerade 28 geworden, als NP-Gast im Enercity-Expo-Café und lächelt: "Glauben Sie mir, ich hab schon bessere Sachen gemacht als Warteschleifen." Wer seine Jazz-Club-CD "Unspoken words" kennt, weiß das: Unglaublich leicht schwingen die Akkorde - und sind doch üppig beladen mit Farben und Formen, die sich nie auflösen, sondern immer neue Figuren bilden. Jazz virtuos und komplex, aber formbewusst, niemals chaotisch. Höhenflüge mit Bodenhaftung. Und wie war das nun mit dem Wunderkind Max, damals in seiner Heimatstadt Gorki? "Meine Eltern ließen mir Klavierunterricht geben, da war ich fünf. Als ich 13 war, wurde ich von der besten Klavierlehrerin Russlands unterrichtet. Das war eine Auszeichnung." Damals spielte er Klassik, der große Landsmann Rachmaninow war eins seiner Vorbilder, Johann Sebastian Bach sein Gott. Die Liebe zu Bach nahm er mit in den Jazz hinein und meint, dass jeder Jazzer diese Liebe teilen sollte. Sein in Gorki begonnenes Studium setzte er in Rotterdam fort. "Nicht, weil ich nach Holland wollte, man hat mich zu Konzerten nach dort geholt." "Das war Schicksal" Über die US-Universität Berkeley und nochmals Holland führte sein Weg 1999 nach Hannover. Über die Frage, warum das so war, kann er nur lächeln: "Wissen Sie, alle wichtigen Dinge im Leben geschehen zufällig. Ich kann das nur Schicksal nennen. Es hat mit einigen deutschen Freunden zu tun." Gehörte Mike Gehrke dazu? "Nein, noch nicht. Ich bin aber froh, ihn dann kennen gelernt zu haben." Sein Max-Vax-Trio tourte durch Deutschland und Nachbarländer. Auf US-Tournee spielten sie in Chicago in den großen Clubs der Jazzgeschichte. "Wir haben Leute getroffen, die dort Charlie Parker noch gehört haben." Aus dieser legendären Jazzergeneration zieht Vax seine Energien. Wie kann ein Pianist zum Beispiel den Saxofonisten John Coltrane zu seinen Vorbildern zählen? "Das muss so sein, weil es Bläser waren, die die typischen Phrasierungen des Jazz geschaffen haben." Und dann folgt, in bestechend formuliertem Deutsch, ein Credo zur musikalischen Form. Nur der Aufbau von Strukturen, nicht ihre Demontage, führe zu dem intensiven Gefühl, das Musik hörenswert macht. Deshalb sei er auch dem Free Jazz nicht gefolgt. Max Vax, ein Konservativer, ein Könner, hält im Expo-Café eine brillante Vorlesung aus der Hosentasche. Mit Leichtigkeit, aber auch mit Bodenhaftung. Was bedeutet ihm sein Standort Hannover? "Ich sehe das kosmopolitisch", sagt er lächelnd: "Ich fühle mich überall heimisch, wo ich mit meiner Musik gut arbeiten kann. Hier kann ich es."