Von Monk den Ernst, von Peterson den Feinsinn
Der aus Gorki stammende Pianist Max Vax musizierte im Jazzclub „Neue Tonne“

Selbstverständlich war auch Ralf Jackowski bestens drauf; der Drummer legte z.B. im zweiten Teil des Konzertes ein furioses Solo hin, das keinerlei Fragen offen ließ. Und solchermaßen animiert, fand auch der Kontrabassist Felix Behrendt zu einer Spielweise, die ahnen ließ, was wirklich in ihm steckte. Triochef Max Vax hatte am Freitagabend im Dresdner Jazzclub „Neue Tonne“ gewiss die besten Absichten, seinen beiden Kollegen genügend Raum für eigene musikalische Ausflüge zu überlassen. Ob sie die bewusst nicht nutzten oder ob sie sich möglicherweise nicht trauten, weil der Respekt vor dem Chef überwog? Solche Fragen sind nicht schlüssig zu beantworten.

Deutlich aber wurde an diesem Abend: der Pianist Max Vax war „spiritus rector“ des Konzerts, er war der Macher, der Ideenspender, der absolute Mittelpunkt. Der 31jährige und sein Instrument wuchsen sozusagen zu einer untrennbaren Einheit zusammen. Das wurde schon im ersten Stück sicht- und vor allem hörbar; Vax begann mit einem wunderbar vor sich hin perlenden leichtfüßigen Solo, das sich innerhalb von zehn Minuten zum expressiven Klavierspiel auswuchs und in konsequenter Steigerung des Tempos nach etwa einer Viertelstunde dort angekommen war, wo Schlagzeug und Bass regelrecht gezwungen waren, einzugreifen. Aber eben erst dann.

„Dresden mag ich besonders“, betonte Max Vax in seiner ersten Ansage. Deshalb vor allem – so sagt er – weil auch Sergej Rachmaninow Dresden mochte und weil Rachmaninow sein größtes musikalisches Vorbild sei. Und in der Tat, dem russischen Komponisten begegnet man immer wieder im Spiel des jungen Russen Max Vax. So in einer seiner Eigenkompositionen, die er „Question Unanswered“ genannte hat. Kaum noch jazzig ist hierbei Vax’ Klavierspiel; eher sensibel und zurückhaltend und dabei eine wunderschöne Stimmung aufbauend. In dem Stück „Forgotten Memories“ hingegen entfesseln sich Töne bis zur Ekstase und werden dann urplötzlich wieder leise. Die so aufgebauten expressiven Strukturen werden von Max Vax keinesfalls wieder demontiert, wie das im modernen Jazz inzwischen Usus geworden ist, sie bleiben vielmehr auf ihrem Höhepunkt festgeschrieben.

Max Vax stammt aus dem russischen Gorki, wo er 1975 geboren wurde und alle dort möglichen Formen der Musikschulausbildung durchlief. Mit 18 ging er nach Holland und bewegte sich dort bspw. in den Fußspuren von Thelonious Monk. Mit 20 studierte er im „Berklee College of Music“ in Boston, ging anschließend sowohl solistisch als auch im Quartett oder Trio auf Tour. Neben Rachmaninow ist es die Musik Prokofjews, Chopins oder Liszts, die ihn immer wieder inspiriert. Und schon von daher ist Max Vax natürlich am besten immer als Solist.

Das wurde auch im zweiten Teil des Konzerts wieder deutlich, der von einer „Jazz-Sonate“ – einer Trio-Sonate in drei Sätzen – dominiert wurde. Hier vereinigten sie sich in der Komposition von Vax wiederum grandios; die großen Klassiker des Klavierspiels, der Feinsinn eines Oscar Peterson und der Ernsthaftigkeit eines Thelonius Monk mit den modernen Intentionen des jungen, russischen Pianisten.