Max Vax Trio (21.05.2004)
Von Moskau noch ein ganzes Stück weiter Richtung Osten - da tanzt der Bär. Mitnichten tapsig oder ungeschlacht, nein, mit Eleganz und Schwung und Leichtigkeit dreht er eine Pirouette um die andere. Zumindest drängt sich solcher Eindruck auf bei der 77. Folge von "Art of Piano" im Birdland Jazzclub, wo der aus Russland stammende Elfenbeinzauberer Max Vax mit seinem Trio gastierte.

Lebhaft, mit viel Pedal und einem großen Herzen für Melodien präsentiert sich der 1975 in Gorki geborene Pianist. Seine Hommage "For Rachmaninow" verbindet er mit der Überzeugung, derselbe sei heute sicher Jazzpianist geworden. Unüberhörbar ist in Max Vax Stilistik der klassisch geschulte Zugang zum Jazz. Deutlich schöpfen seine Improvisationen aus dem musikalischen Sprachschatz der modernen Klassiker russischer Prägung sowie aus der nachgerade atemberaubenden technischen Fingerfertigkeit, wie sie wohl nur in den Musikschulen seiner Heimat vermittelt wird. Souverän bewegt sich der Endzwanziger gleichzeitig in der Jazztradition. Der bekennende Verehrer von Theolonious Monk fegt mit Wucht und flinken Zauberhänden nur so über die Tastatur, genießt "The Good Life" in vollen Zügen, nimmt Tempo raus bei den "Silent Tears" zugunsten eines mehr interaktiven Zugangs, stellt seine ausschweifenden Soli in den Kontext des Trios, bevor sie ihn zu weit davontragen. Ralf Jackowski am Schlagzeug gibt folglich Halt und Erdung in Groove und einem seinerseits sehr melodiebetonten Spiel, das zumal die Becken in feiner Klanglichkeit zum Einsatz bringt. Jens Heisterhagens Bass trägt das Seine zur Balance bei mit rundem klarem Ton, Wärme, Volumen und präziser Time. Im Mittelpunkt bleibt jedoch zuallermeist Max Vax am Piano, immer beweglich, nur so berstend vor Ideen, übersprudelnd vor Spielfluss und -freude, immer ein bisschen mit der Gefahr eines "zu viel" kokettierend, jedoch nie geschwätzig oder nur virtuos. Auch als Komponist kann er sich hören lassen, die "Unspoken Words" sind so reich an Impressionen, dass es tatsächlich keiner weiteren Worte bedarf, um für die durchaus beeindruckende russische Variante des Jazzpianos eingenommen zu werden. Weit mehr nämlich als nur "A Little Jazz Etude" bietet das Trio, rasante lebendige Musik, die selbst dem viel erfahrenen Bösendorfer Flügel im Birdland einen anerkennenden Wimpernschlag entlockt haben dürfte.