Hochleistungssport am PianoMax Vax und Band bewiesen in Münster schier unbändige Spielfreude. Bei diesen Zauberhänden könnte wohl selbst ein Franz Liszt vor Neid erblassen!
Und in der Tat scheint Max Vax an den legendären Tastenvirtuosen des 19. Jahrhunderts zu denken, wenn er mit großer Geste und viel Pedal seine brillanten Läufe und Arpeggien aus dem Elfenbein schürft. So rhapsodisch ausschweifend, so übersprudelnd vor Ideen, so reich an schier unbändiger Spielfreude, dass man seine Musiker-Kollegen zunächst gar nicht vermisst.
Gleich vom ersten Takt an machte der russische Tastenlöwe klar, wer im Ballsaal „Schöne Aussichten“ – neben seinem Instrument, dem Flügel – die Primadonna ist. Nur ein paar Blue Notes verraten den Jazzer in Max Vax, der erst viele Minuten und noch mehr pianistische Höhepunkte später die Swing-Lokomotive anheizt. Dann endlich dürfen auch Schlagzeuger Ralf Jackowski und Bassist Felix Behrendt aus dem Statisten-Schatten treten und den flinken Händen ihres spiritus rector zu Tony Bennetts „Who can I Turn you“ Paroli bieten.
Dann zupft Trio-Neuling Behrendt seine ebenso rasanten wie federnden Kontrapunkte aus den Saiten, greift auf, spinnt weiter, was seinem Maestro so üppig aus den Finger sprudelt und bleibt doch meist dezent im Hntergrund. Dann beweist Jackowski, seit Rotterdammer Zeiten ein fester Tandem-Partner des Pianisten, was für ein präziser Schwerarbeiter er doch ist. Selbst mit bloßen Händen kitzelt dieser Irrwisch mehr Musik aus den Trommelfellen als so mancher Solist. So melodisch, so sanglich ist sein Rhythmusspiel.
Motor dieses fast kammermusikalischen Ensembles bleibt Max Vax, der pianistische Hochleistungssportler, der so unüberhörbar die großen Klassiker verinnerlicht hat, dass er schier grenzenlos aus ihrem Fundus schöpfen kann. Der Feinsinn eines Oscar Peterson paart sich da mit der Ernsthaftigkeit eines Theolonious Monk, die virtuose Redseligkeit eines Liszt mit der orchestralen Klangpracht eines Rachmaninow.
So wundert es nicht, dass Vax Letzterem gar eine seiner vielleicht atemberaubendsten „Rhapsodien“ des Abends widmete. Nicht ohne den Meister selbst zu zitieren. Immer wieder lugt der Finalsatz aus dessen berühmten zweiten Klavierkonzert durch dieses hochkomplexe Spiel der musikalischen Farben und Formen. Wem hier nicht der Atem stockt, war selbst schuld. Ein wahrhaft be-flügel-ndes Ereignis! | |
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